Ferien!

Das Schuljahr in Kolumbien beginnt Anfang Februar und ist in vier Perioden geteilt, die jeweils durch Ferien getrennt werden. Die erste von Schulbeginn bis zu den Osterferien, dann bis zu den Vacaciones de Junio, mehreren Wochen Ferien im Juni. Die dritte Periode endet im Oktober und nach einer schulfreien Woche muss man nur noch bis Ende November durchhalten, wenn es in die zweimonatigen großen Ferien geht.

In Kolumbien ist das ganze Schulsystem in zwei Teile geteilt: Es gibt Kinder, die in der Früh in die Schule gehen sowie andere, für die es erst am Nachmittag losgeht. So werden Ressourcen geschont und eine Institucion Educativa kann mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen.

Bei uns im Projekt sind daher immer die Kinder, die gerade nicht Unterricht haben. Die ersten 60 kommen mit uns in der Früh um sieben an und bleiben, bis zu Mittag Schichtwechsel ist: Sie werden mit dem Bus zur Schule gefahren, von wo die anderen 60 abgeholt werden, die dann bis fünf Uhr abends bleiben.

Wenn die Kinder Ferien haben, heißt das, dass den ganzen Tag über fast alle Kinder da sind – manche müssen Extraunterricht absitzen, weil sie ihre Lernziele nicht erreicht haben, andere nützen die Ferien, um sich etwas Geld dazuzuverdienen.

Wenn man schon mal alle auf einen Haufen vereint hat, dann wird das natürlich genutzt, um Sachen zu machen, die man sonst nicht machen kann:

Am Mittwoch dieser einen schulfreien Woche haben wir die Dejando Huellas– Vorausscheidung für das große Festival de Talentos, den Ciudad Don Bosco-Talentewettbewerb, abgehalten. Die besten Acts dürfen zum großen Finale im November nach Medellín fahren, wo die Gewinner aus allen Teilprojekten gegeneinander antreten.

Die mutigen Teilnehmer hatten Tanzchoreographien, Lieder, Raps und Gedichte einstudiert; einige nahmen auch mit ihren selber geschriebenen Gedichten und Zeichnungen teil. Für die Bewertung und die Auswahl der Finalisten kamen als Jury einige Salesianer aus der Ciudad Don Bosco. (Ich lass hier am besten einfach die Fotos sprechen, alle unten in der Galerie zu finden!)

Am Tag darauf machten wir einen Ausflug zu einem Bach, der etwa eine Stunde zu Fuß entfernt liegt. Nach dem Spaziergang über die „Hauptstraße“, bei dem wir viel Kaffee und einige Minen passierten, erwartete uns der charco, ein kühler Bach, der an einer Stelle aufgestaut wurde und so tief genug zum Baden und Hineinspringen ist.

Nach einem langen Tag mit viel Baden und für die Kamera posieren machten wir uns schließlich wieder auf den Heimweg, die Fotos in der Galerie sprechen für sich!

Einfach ein Bild anklicken und sich dann durchklicken. Viel Spaß!

Las Minas

Der größte Teil der Menschen, die in der Umgebung unseres Projektes wohnen, leben vom Kohlebergbau, der hier im Südosten Medellíns betrieben wird. Das merkt man am Kohlegeruch, der hier fast überall in der Luft schwebt, an den vielen Kohlelagern, die an den Straßen liegen und – wohl am prominentesten – an den Unmassen von Lastwagen, die sich Tag für Tag mit Kohle vollbeladen über die abenteuerlichen Schotterpisten wälzen.

Unser Projekt Dejando Huellas (Spuren hinterlassen) wurde vor 20 Jahren vor einem sehr akuten Hintergrund ins Leben gerufen: Nachdem bekannt wurde, dass in den hiesigen Minen Kinder und Jugendliche illegal arbeiteten, folgte ein internationaler Aufschrei und große Abnehmer drohten gar, das für Kolumbien extrem wichtige Geschäft mit der Kohle zu beenden. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, trat die Regierung an die Ciudad Don Bosco heran, die damals schon in Medellín tolle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen leistete und die dann in Amagá die casa juvenil la clarita eröffnete.

Heute ist Kinderarbeit in den Minen kaum noch ein Problem. Trotzdem besucht Álvaro, einer der educadores, monatlich alle Minen in der Umgebung, um mit den ArbeiterInnen zu reden und nach dem Rechten zu sehen. Damit wir uns ein besseres Bild vom Leben der Menschen machen können und ein tieferes Verständnis für die Hintergründe der Kinder bekommen, nahm er uns auf diesen paseo mit.

Manche Minen waren für mich als Außenstehender aus der Ferne als solche gar nicht erkennbar: Auch wenn die Kohlehaufen einiges vorwegnehmen, offenbarte sich mir der Verschlag mit der Seilwinde und das unscheinbare Loch im Boden erst beim Näherkommen als Eingang zu einem labyrinthartigen, kilometerlangem Tunnelsystem. Andere sind größer, besser organisiert; allen jedoch ist gemein, dass ich mich beim Rückweg frage, wie in aller Welt die großen Kohlelaster mehrmals täglich über diese Zufahrtsstraßen kommen sollen.

Während die meisten Minen erwartungsgemäß etwas abgelegen liegen, sticht eine in einem überraschenden Ambiente heraus: Im örtlichen Schwimmbad, das jedoch vor allem für allnächtliche rumbas genutzt zu werden scheint, führt fünf Meter vom Beckenrand entfernt eine Seilwinde und ein Schienenstrang über den Fluss und in den gegenüberliegenden Hang. Hier arbeitet Jorge, der uns gleich eine Führung durch die Mine anbot.

Besonders stolz zeigte er uns einen stillgelegten Stollen, in dem er in Wandnischen seine aus Kohle geschlagenen Kunstwerke ausstellt. Die meisten der glattpolierten kleinen Statuen haben einen Bezug zum Kohlebergbau, zum Beispiel Szenen aus der Minenarbeit, Lastwagen, Maultiere. Obwohl Kohle sehr fragil und schwierig zu bearbeiten ist, sind die Skulpturen unglaublich lebendig und vor allem detailreich: Der Bulldozer hat bewegliche Räder und viele Applikationen aus Metall als Handläufe und Auspuffe.

In einem weiteren Stollen erklärte uns Jorge die Grundlagen des Bergbaus. In der niedrigen Mine zu hocken und zuzuhören war schon äußerst unbequem, hier Tag für Tag zu arbeiten ist für mich eine schwer vorstellbare Belastung. Als wir zum Mittagessen ins Projekt zurückkehrten, war ich sehr dankbar, gesehen und erlebt zu haben, wie die Menschen hier leben und arbeiten.


Sonst geht´s mir sehr gut. Die Arbeit macht Spaß, immer mehr, auch dank meiner Spanischkenntnisse, die von Woche zu Woche besser werden. Mit Grauen denke ich an die ersten Tage zurück, als ich oft hilflos und kaum ein Wort verstehend dem kolumbianischem Spanisch gegenüberstand. (Ok, so schlimm war´s nicht, aber verglichen mit der Anfangszeit ist mein Spanisch jetzt viel besser.)

Nächste Woche werden uns die beiden spanischen Volontärinnen leider wieder gen Heimat verlassen, dafür bekommt unsere Volos-Gemeinschaft Zuwachs in Form eines kolombo-venezuelanischen Volontärs.

Liebe Grüße an Alle, ich freu mich übrigens auch sehr über Rückmeldungen (:

Bis bald!

Nach 2 Wochen

Zwei Wochen bin ich jetzt schon hier und diese 2 Wochen hätten wohl kaum unterschiedlicher sein können.

Am Anfang ging es sehr gemütlich los: Die ersten Tage hatten wir ganz frei (Sonntag und Feiertag) und so konnten wir am Sonntag mit den anderen Volontären hier ein Straßenfest der nahen Salesianerpfarre anlässlich des Bicentenario del Nascimiento, des 200. Geburtstag Don Boscos besuchen – mit tanzender Don Bosco-Puppe! Am Abend fielen wir dann aber wie am ersten Abend ziemlich schnell völlig erschöpft ins Bett – die 7 Stunden Zeituntersched merkt man doch…

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Am Montag lernten wir dann einen Teil der Stadt kennen: Mit den Volontärinnen aus Spanien und zwei educadores aus der CDB besuchten wir den parque arvi, quasi das Naherholungsgebiet von Medellín. Dieser befindet sich im Norden der Stadt und ist superbequem mit der metrocable, der ins Metronetz eingegliederten Seilbahn (sehr cool!), zu erreichen.

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Am Dienstag ging dann die Arbeit los – naja… Wir wurden ausführlich mit allen Regeln und Rechten vertraut gemacht, hier am Gelände durch alle Werkstätten und Einrichtungen geführt und plauderten, wo Zeit blieb, mit den Burschen hier und lernten mal alle und alles kennen. Mittwochs besuchten wir das Projekt in Amagá, wo wir den Großteil der Woche arbeiten werden, und am Donnerstag verbrachten wir einen supernetten Vormittag (…) am Amt, um um unsere Aufenthaltskarten anzusuchen. Am Nachmittag lernten wir den patio kennen, ein Projekt mitten in der Stadt, wo ca. 100 Burschen leben, die den patio kaum verlassen können. Dementsprechend hoch ist dort der herrschende Energiepegel, weshalb wir danach auch ordentlich erschöpft waren.

Alles in allem trotzdem sehr gemütlich, fast schon fad.

Am Montag der zweiten Woche ging es dann schon schneller los: Früh (naja, 6:30) aufstehen und mit dem Bus hinunter in den patio fahren, wo Liliana, die Projektkoordinatorin der casa juvenil La Clarita, unserem Projekt in Amagá, schon auf uns wartete. Mit ihr machten wir uns mit Metro und Bus auf die lange Reise.

In Amagá erwartete uns dann ein extremer Gegensatz zu unserem bisherigen Großstadtleben in Medellín: Das ist dort wirklich am Land. Also so richtig. Es gibt kein Internet, kein Fernsehen (man findet sich damit ab).

Wir wohnen in einem Haus mit den Mitarbeiterinnen aus dem Projekt, die so wie wir nicht vor Ort wohnen und fürs Wochenende nachhause fahren.

Wir werden jeden Tag morgens um 7:00 von Norbey, dem Hausmeister/Chaffeur, und dem coolen Schulbus abgeholt. Wir sind die ersten, die abgeholt werden, danach werden nach und nach die Kinder eingesammelt.

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Wir spielen mit den Kindern, helfen ihnen bei ihren Mathe- und Englischaufgaben, plaudern mit ihnen und sind für sie da. Momentan ist alles noch sehr unregelmäßig und wir schauen einfach, was man gerade machen könnte, aber vielleicht bilden sich ja über die nächsten Wochen auch Fixpunkte heraus. Zwischen 16:00 und 17:00 werden alle Kinder in zwei Tranchen wieder heimgeführt, dann ist auch für uns Feierabend.

Am Freitag durften alle Kinder aus allen Projekten in die „Zentrale“, die Ciudad Don Bosco, denn zur verspäteten Feier Don Boscos fand die Fiesta Don Bosco statt, u.a. mit Messe, Concurso Don Bosco (Don Bosco-Millionenshow) und Bosco Dance (Tanzwettbewerb). Das war ein perfekt organisiertes Riesenfest, bei dem insgesamt ca. 1.100 Kinder dabeiwaren! Das hieß allerdings auch, das wir um 5:00 mit dem Bus abgeholt worden sind, damit alle rechtzeitig zur Messe um 8:30 kommen…

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Turnhallenschmuck
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Die Tanzgruppe aus unserem Projekt
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Die Tanzgruppe aus unserem Projekt

Falls mir jemand etwas schicken möchte oder auch spontan auf einen Sprung vorbeikommen will, hier ist meine Adresse in Kolumbien:


Ciudad Don Bosco
Cra. 96B #78C-11
Robledo Aures
Medellín
Colombia


Bis zum nächsten Mal und alles Liebe!

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Vom Aufbrechen

++ein Update am Anfang noch reingeschoben: Wir sind gut angekommen und es ist toll hier! Bald gibt’s mehr!++

Das letzte Jahr ist wirklich schnell vergangen. Ich schreibe diesen ersten Blogeintrag, während ich im Flieger schon die ersten karibischen Inseln überfliege und nur noch zweieinhalb Stunden auf meine langersehnte Ankunft in Kolumbien fehlen und es ist, als wäre der Informationstag letzten November in Wien – quasi meine erste Konfrontation mit dem Volontariat – gerade erst gewesen. Dazwischen lag noch die ganze Vorbereitung, die meiste 8. Klasse und meine Matura.

Auch die letzten Wochen vor meiner Ausreise waren schnell vorüber. Ich hatte noch richtigen Urlaubsstress und war jetzt nur die letzten drei Tage noch in Wien. Die ließen aber – vollgestopft mit Abschieden, Sachen-in-Ordnung-bringen, Visum-beschaffen und natürlich Packen – kaum noch Zeit zum Durchatmen.

Und jetzt werde ich also bald am Flughafen in Medellín (hoffentlich!) in Empfang genommen und werde mit meinem Mitvolontär Sebastian in dieses spannende Jahr starten. Für uns besonders spannend, weil wir als die ersten österreichischen Volos, die in diesem Projekt ihren Einsatz machen, nicht wirklich wissen, was uns genau erwartet. Trotzdem oder gerade deswegen freue ich mich schon sehr auf das wohl aufregendste Jahr meines Lebens.

Das wars mal mit meinem ersten Blogeintrag, wenn wir Glück haben, wird der nächste strukturierter. Aber aller Anfang ist ja schwer und Meister sind angeblich auch noch keine vom Himmel gefallen.

Bis dann, alles Liebe!